Ende der Segelsaison 2024

Im Hafen in Hasenbüren liegen nur noch ganz vereinzelt einige Boote. Alle anderen wurden bereits aus dem Wasser genommen. Eine Überwinterung im Wasser ist hier nicht möglich, und so werden die verbliebenen Boote in den nächsten Tagen den Hafen verlassen oder Sie werden als Nachzügler auf die Slipbahn genommen.

Der Sportboothafen in Hasenbüren ist fast leer. Die überwinterung von Booten im Wasser ist hier (noch) nicht erlaubt.

Für mich ist es das erste Saisonende in Bremen und ich muß sagen, es war sehr anstrengend und auch aufwändig. Es fing damit an, daß der Mast abgenommen werden mußte, da die meisten Boote – wie auch die SUN – in die Halle eingelagert werden, ist dies die Voraussetzung wegen der Einschränkungen für die Hallenhöhe.

Das Rigg der Sun ist aufwändig gestaltet. Alle Wanten sind direkt nach unten auf das Deck geführt, dazu kommen noch die Backstagen. Neben dem Vorstag gibt es noch einen Kutterstag. Das Mastprofil ist sehr massiv, der Mast kann – einmal gespannt – nicht weiter getrimmt werden. Vor dem Abkranen des Mastes hatte ich nicht berücksichtigt, dass alle Wanten außer den Oberwanten gelöst werden können. Eigentlich ist das logisch, da jetzt keine anderen Kräfte mehr auf das Rigg wirken. Die Schrauben hatte ich aber alle gängig gemacht und gelöst. Nun mußten wir aber doch noch viel schrauben, was den Prozeß deutlich verlängerte. Die anderen Boote mußten auf uns warten.

Nachdem ich unter die Kranposition gefahren war, ging Lex, ein Stegnachbar, in den Mast und brachte den Kranstropp zwischen den Salingen an. Nachdem ich den dann unten an einer Klampe festgemacht hatte, hing auch bald der Mast am Kranhaken. Noch eben den Vor- und Achterstag gelöst und schon ist der Mast frei. Einige Helfer halten die Sun mit Festmachern ständig in Position. Ein Stag muß noch um den Kranarm bugsiert werden, dann schwebt das Ding an Land, wo schon 2 Helfer den schweren Mast auf den bereitgestellten Wagen bzw. 2 einzelne Stützen mit Rollen verladen. Später erfahre ich, daß dies wohl der mit Abstand schwerste Mast heute war.

Nachdem ich die Sun wieder an Ihren Liegeplatz geparkt habe, transportieren wir den Mast in die Halle zum Mastlager. Draußen nehme ich die Salinge ab. Sie bestehen aus Aluminiumrohren, die mit einem dicken Schlauchabschnitt in Edelstahlführungen am Mast eingesteckt sind. Zwei dieser Salinge sitzen sehr fest und erst nach ein wenig ruckeln geben auch sie nach und ich kann die Stahlseile, Fallen und anderen Anbauten mit einem Tau festbinden und sichern. Leider sitzt die Schraube der Windfahne im Aluminiumhalter am Masttop fest – klassische Spaltkorrosion. Ich lasse sie angebaut, aber sie wird dann beim Einlagern leider abgeknickt. Pech!

Jetzt muß ich mich unbedingt um meinen Hafenwagen kümmern. Vor einigen Wochen habe ich einen stabilen Wagen der aus massiven I-Trägern gebaut wurde gekauft. Das Boot, das vorher auf diesem Wagen transportiert wurde, war deutlich schmaler, also muß der Wagen erst an die Breite der Sun angepaßt werden. Es fällt mir sehr schwer, die Dimensionen und Maße für einen guten Stand des Rumpfes auf dem Wagen vorzustellen, auch wenn ich die Konstruktionsunterlagen vollständig zur Verfügung habe. Es bleibt nur wenig Zeit bis zum Sliptermin – also mache ich mich daran, irgendwie weiterzukommen. Die Rungen lassen sich mit einem massiven Gewindespanner in gewissen Grenzen einstellen. Bei den vorderen Rungen muß ich eine Verlängerung in die Spannstange einschweißen, so daß ich die Rungen auf die notwendige Breite am vorderen Rumpfteil verstellen kann. Jetzt stehen die Rungen der ursprünglichen Konstruktion aber weit vom Wagen ab und haben schlichtweg keine Funktion mehr. Also werden die Profile an der virtuellen Wasserlinie abgeflext. Statdessen schweiße ich nun mit einem Winkel jeweils ein Rohr als neue Runge auf beiden Seiten fest. Hinten am Wagen gibt es bereits eine ähnliche Konstruktion. Die Lage des Kiels ist zwischen den Rahmenträgern des Wagens auf tiefergelegten Querstreben vorgegeben. Ich messe alles aus und stelle fest, daß der Kiel der Sun nicht so tief stehen darf, da die Spannstäbe der vorderen Rungen mit dem unteren Knick im Rumpf kollidieren würden. Also muß ich das Boot höherlegen. Dazu lege ich 4 große Holzklötze mit 20cm Kantenlänge unter und spanne diese mit starken Spannbändern am Wagen fest. Die Kanten des Wagenrahmens sind scharf und es gibt auch noch einige erhöhte Stellen auf den Profilen, an denen die Kielträger befestigt sind. Ich muß das Schiff beim Auffahren an der Slipbahn so zentrieren, dass der Kiel auf jeden Fall in die Mitte des Wagens gezogen wird. Also baue ich aus 2 alten Rungenprofilen und zwei Schubkarrenrädern eine Fangvorrichtung. Dann schweiße ich neue Gerüststützen als neue Palle so an die Rungen, daß sie sich auf jeden Fall flächig an die Rumpfffäche des 45° Spants der Sun anlegen lassen. Diese Stützen werden noch mit einem stabilen quadratischen Brett und etwas Polstermaterial aus Gummi ausgestattet.

Das erste Arbeitswochenende ging zuende und ich ging davon aus, dass die Arbeiten am Wagen nun zuende seien. Ich frage nochmals die Experten aus dem Club und bekomme noch einige Hinweise. So wäre es besser Hinten nur eine Runge zu haben – man könnte dann das Boot an der verbleibenden Runge befestigen und das Kippmoment in der Phase, wenn die Palle noch nicht befestigt sind damit abfangen, da die vorderen Rungen durch die Bewegung des Bootes auf den Winkel der Slipbahn, nicht mehr am Rumpf anliegen würden. Nach einer fast schlaflosen Nacht, habe ich mich entschlossen den Freitag vor dem Sliptermin frei zu nehmen und die Ratschläge in die Realität zu bringen. Also bin ich ganz früh auf dem Hof in Hasenbüren und flexe und schweiße den ganzen Tag. Die vorderen oberen Rungenteile werden verstärkt – zusätzlich zu dem ursprünglichen Rohr kommt eine U-Schiene als Versteifung hinzu, im unteren Teil wird ein Teil der ursprünglich längeren Rungen eingesetzt. Der Ansatz der hinteren Rungen wird nochmals überschweißt um das ganze zu stabilisieren. Dann wird die hintere Runge nachgestellt. So daß die auf Stb genau so steht wie das Schiff stehen muß. Die auf Bb wird nach außen eingestellt, so daß die breiteste Stelle der Sun in jedem Fall bei der Einfahrt durchpaßt. Als es dunkel wird, kann ich die Arbeit beschließen und mich geistig auf den nächsten Tag mit dem Sliptermin vorbereiten. Da es das erste Mal in Hasenbüren – und dann mit einem neuen angepaßten Wagen ist – fühle ich mich recht unsicher, und denke mir lauter Alternativszenarien für den Fall aus, daß das Slippen nicht funktioniert.

So gegen 11:30 am Samstag kommt dann der Hinweis, daß ich mich nun zum Boot begeben sollte, da mein Wagen bereits in der Wartereihe steht. Glücklicherweise ist es die linke Seite der Bahn, da ist die Navigation etwas einfacher, da der Steg nicht im Weg ist. Olav kommt mit und wenige Minuten später legen wir ab und fahren zwischen die Rungen des Wagens. Die Sun stoppt, als der Kiel vorne am Prellholz angekommen ist. Wir spannen sie ordentlich mit den Springleinen fest und schon geht es raus aus dem Wasser. Die Slipcrew muß die neu angeschweißten Palle weit anschrauben, da sie noch nicht angepaßt sind. Wir sind nun waagerecht auf dem Wagen, der Kiel steht fest auf den dafür vorgesehenen Balken. Dann wird der Wagen ganz aus dem Wasser gezogen – wir haben es geschafft ohne einen weiteren Anlauf. Die SUN ist auf dem Trockenen.

Vor dem Kärchern: die SUN ist aus dem Wasser – puhh. Sie passt perfekt und die Statik ist i.o.

Die alten Reifen meines Wagens halten die Last aus – und so geht es mit dem Schiebetraktor auf den Waschplatz. Das Unterwasserschiff sieht noch sehr gut aus. Ein leichter Anstrich mit Antifouling sollte im Frühjahr genügen. Die neuen Alu-anoden haben etwas gearbeitet. Die Schraubenanode ist erwartungsgemäß ordentlich verbraucht. Nach der Wäsche wird die Sun zusammen mit allen anderen Booten, die heute ausgelagert wurden in der Bootshalle des BYC verstaut. Im nächsten Jahr gehts dann weiter. Die neuen Decksbeläge sind bestellt, alle 3 Segel sind beim Segelmacher. Ich freue mich auf die nächste Segelsaison in 2025.

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