Ich konnte es nicht glauben. Heute kam eine Nachricht vom französischen Nationalarchiv. Vor ein paar Wochen habe ich dort nach den Zulassungsunterlagen für die SUN recherchiert. Dort fand ich dann ein Inhaltsverzeichnis für eine Sammlung von Unterlagen aller Boote die zwischen 1966 und 1989 in Frankreich zugelassen wurden. Wow – das Modell BREFORT von Garcia ist mit dabei. In 1983 vor genau 40 Jahren wurde die Typzulassung archiviert.
Hier eine Beschreibung des Inhalts:
Art 1-85 : Liste de dossiers d’approbation de modèles de navires de plaisance comportant au plus :
· un descriptif du bateau,
· les plans du navire,
· la liste des caractéristiques techniques du bateau,
· la correspondance „mer“ avec le constructeur ou l’importateur,
· la décision d’approbation après passage en commission.
classement sériel par n° de dossier d’approbation.
1966-1989
Ich bekomme nun eine Auftragsrechnung für die Kopien vom Nationalarchiv und wenn alles gut läuft, einen Satz von 16 A4 Seiten und 7 Übersichtsplänen im Großformat mit allen notwendigen Angaben zum Schiff.
Inzwischen hat sich der Konstrukteur GUY Saillard bei mir zurückgemeldet. Er hat nun einige alte Pläne gefunden und ist bereit mir die zu schicken. Auch hier tut sich etwas.
Mit etwas Glück komme ich so zu einem vollständigen Satz an Vermessungs- und Konstruktionsunterlagen.
Heute im März hat mir Guy Saillard nun die Pläne zugeschickt, die er noch in seinem privaten Archiv zur Verfügung hatte. Ein wahrer Schatz. Obwohl der Plan ursprünglich für ein Schiff aus Stahl erstellt wurde, entsprechen die Bauunterlagen praktisch der Auslegung der SUN. Ich denke, dass lediglich bei den Materialstärken eine Anpassung auf die geänderten Materialeigenschaften des Aluminium Rechenschaft getragen wurde.

Sobald ich in 2 Wochen wieder auf dem Boot bin, werde ich ein paar Vergleiche zu den Plänen ziehen. Da ich mich mit Schiffbau noch nicht so vertraut gemacht habe, ist mir noch nicht klar auf welche Materialwerte – bei welcher Konstruktion – geachtet wird. Da die Außenhaut vom Rumpf im Wesentlichen die Aufgabe hat, die Verdrängung im Wasser zu realisieren, ist die mechanische Eigenschaft der Außenhaut zweitrangig. Kräfte der Vorspannung des Riggs werden – so denke ich, wenn ich mir die Pläne anschaue, hauptsächlich durch die Spantenkonstruktion und die Querrippen verteilt. Der Rumpf ist nur Punktweise mit diesen Spanten und Rippen verbunden, der Spalt dazwischen ist recht großzügig vorgegeben. Wenn also die Streckgrenze oder die Biegesteifigkeit des Aluminiums im Vergleich zum Stahl angepaßt wurde, so müßte ich dies bei der Materialstärke der tatsächlich eingebauten Spanten feststellen können.
Erstaunlich ist bei der Konstruktion der SUN, dass für die Einleitung der Wantenkräfte eine sehr robuste Trägerkonstruktion verwendet wird. Dies geht so weit, dass zur Optimierung des Kräftedreiecks unter Deck, die Spantenkonstruktion weit in den Innenraum hineinragt. Somit können die Kräfte auf dem unteren Drittel des Rumpfes eingeleitet werden. Damit wird dann nicht, wie bei GFK Decks üblich im oberen Drittel eingeleitet, sondern deutlich näher an der Wasserlinie des Rumpfes. Der Vorteil ist wahrscheinlich, dass die Wantenkräfte quer zum Rumpf mehr oder weniger an der Unterlinie des Spants eingeleitet werden. Die Schubkräfte werden dann weitestgehend in den unteren Spantenträger eingebracht und deutlich reduzierter als üblich in Form von Biegekräften in die senkrechteren Teile des Spants.
16.4.2024 Die Unterlagen aus dem Nationalarchiv sind nun da. Zum einen ein bisschen entthäuschend, da die Zulassung nicht vollständig dokumentiert ist – oder vielleicht auch nie abgeschlossen wurde. Aber auch sehr hilfreich, da die Materialspezifikation für die Aluversion nun mit dabei ist. Ebenfalls lassen sich die Zuschlagsmasse für die Alumaterialien im Verhältnis zu den Stahlstärken ablesen. Somit kann ich sagen – wenn alles eingehalten ist (ich gehe davon aus) habe ich ein grundsolides Schiff gekauft. Mit ein wenig Pflege und Anstrengung läßt sich daraus sicher wieder eine wertvolle Yacht erstellen. Die Refit – liste wird dabei natürlich auch länger:
- Reparatur oder Neuanfertigung Baum unter Berücksichtigung der 4 klassischen Reffs im Großsegel
- Neues Großsegel und erneuern der UV-Schutzstreifen der Vorsegel
- Neue Stagen 10mm mit Walzterminals oben und Schraubterminals unten (zur Sicherheit)
- Nach und nach Erneuerung des laufenden Gutes
- Austauschen der abgenutzen antirutsch Decksbeläge durch Schleifen/Hobeln und Primen der Flächen und Erneuerung der Patches mit einem robusteren Material.
- Auswechseln der verbrannten Plexiglaseinsätze in den Luken
- Ersatz aller Holzteile an Deck (Unterlage des Steuerstandes, Unterlage der Aufhängung des Windpiloten, Unterlagen der Ankerwinsch) durch neue Holzteile, Aluminium oder Kunststoff
- Revision und Neubeschichtung der Ankerwinsch
- Neue Polsterung im Salon
- Einbau einer einfachen Dusche im Bad durch laminieren oder fliesen des Bodens und eines Teils der Wände. Einbau einer neuen Toilette und einer Duschwasserpumpe. Ggf. Duschanschluß achtern am Spiegel. Abdichten des Lüftungsfensters im Bad
- Reparatur von verwitterten Holzteilen (Kranz um die Niedergangsluke, Abschlüsse unter den Decksluken)
- Aufhellen des Wohnbereichs durch weitere weiße Flächen z.B. Decke und weißes Absetzen der Holzkassetten
Also – das sind wirklich genügend Projekte für die kommenden Monate (Jahre?)