Die SUN ist mit einem Bordnetz von 12VDC ausgestattet. Die Akkus sind echte 12V-Klassiker. In einem ersten Upgrade möchte ich das noch vor der Überführung nach Deutschland erweitern. Während der Überführungsreise werden wir nicht viel festmachen. Wenn das Wetter mitspielt, habe ich geplant mindestens 3-Tage lange Schläge zu segeln. Eine minimale Nutzung des Diesels ist damit auch selbstverständlich. Somit werden wir ohne Wellengenerator viel zuwenig Strom für die Navigationsgeräte, den Autopiloten und Beleuchtung zur Verfügung haben.
Diese Aufgabe soll jetzt also gelöst werden. Von den 12V im Bordnetz möchte ich mich nicht verabschieden – auch wenn die Kabel bei etwas Beanspruchung ganz schön dick ausgelegt werden müssen. Insbesondere kann beim Aluminiumschiff wegen der Elektrolysegefahr der Minuspol nicht über den Rumpf geleitet werden. Jede Elektrische Verbindung muß isoliert als Zweidrahtinstallation ausgeführt werden. Für den Landanschluß habe ich zur Vermeidung einer elektrolytischen Spannungsreihe mit dem Stegmaterial einen Trenntrafo besorgt. Dann spendiere ich zur Erhöhung der Servicestromkapazität noch einen Satz LiFePo 12 V Batterien. Damit kann das Bordnetz – auch als Alternative zu den bereits eingebauten Bleibatterien versorgt werden. Ein 2000W Wechselrichter bereichert dann in Zukunft das Bordstromangebot. Der zukünftige Wassermacher kann in mit einem kleinen Kärcher betrieben werden – die gibt es in 12V einfach nicht auf dem Markt.
Zwischen den Bleibatterien und der LiFePo Bank wird ein DC-DC Ladegerät eingebaut um den vom zukünftigen Wellengenerator oder dem Diesel erzeugten Strom auch in der neuen Servicebank zu speichern.
Jetzt muß nur noch die Energie in den Speicher. Ein paar passende Solarpanel sollen hinter dem Cockpit auf der vorhandenen Ständerkonstruktion eingebaut werden. Die Profile für die Befestigung liegen schon bereit.
Und dann soll noch als Backup ein kleiner Generator ins Achterschiff.
Ich recherchiere im Netz – die kleinen wassergekühlten Yachtgeneratoren sind sündhaft teuer. Also ist beim jetzt bereits knappen Budget kein Neugerät mehr drin. In den Kleinanzeigen finde ich ein Angebot für einen recht alten gebrauchten 4KW Fischer Panda mit direkter Seewasserkühlung. Der Preis ist immer noch recht hoch – ich kann aber kein anderes Gerät in der ähnlichen Preisklasse finden. Der Verkäufer gibt an, dass das Gerät bis zum Ausbau aus dem Boot gelaufen sei. Also flugs gekauft. Das Gerät kommt zusammen mit einem Wassersammler, alten Schläuchen, einer elektrischen Dieselpumpe, einem Dieselfilter und der original Schalttafel bei mir an.
Jetzt beschäftige ich mich mal intensiver mit der Maschine. Leider muß ich feststellen, dass im Bereich des Zylinders (es ist ein wassergekühlter Einzylinder Farymann Diesel ) leicht grüne Korrosionsspuren zu sehen sind. So ein Mist! Ich zerlege das Ding und der Wassermantel des Zylinderrohres fällt mir quasi entgegen. Der Dichtungssitz der Kühlungskavitäten ist aus Eisengussmaterial und hat sich praktisch aufgelöst. Gekauft wie gesehen, kann ich das Ding nicht zurückschicken. Also ein Refit. – das geht schon gut los! Der Zylinderkopf ist glücklicherweise noch in Ordnung. Die Herstellerfirma Farymann aus Mannheim hat vor einigen Jahren Insolvenz angemeldet. Allerdings gäbe es noch Teile im Markt. Schließlich finde ich bei der Firma Baumo einen kompetenten Ansprechpartner und kann einen neuen Zylinder und einen Dichtsatz für teures Geld erstehen. Die Konstruktion hat sich mit den Jahren irgendwie geändert. Der Wassermantel besteht nicht mehr aus 2 Kopmponenten, sondern ist komplett aus Eisenguss – das Teil passt aber noch. Ich tausche sicherheitshalber die Kolbenringe noch mit aus. Der Kolben ist noch nicht verschlissen. Das Auslassventil sieht allerdings nicht mehr so ganz gut aus. Der Teller ist an manchen Stellen oberflächlich porös. Also wird es ausgebaut und neu eingeschliffen, in der Hoffnung dass die Dichtflächen am Sitz schließen.
Das ganze muß nun wieder zusammengebaut werden. Die Ventilstößel müssen richtig zugeordnet werden. Die Anzugsdrehmomente für die Zylinderschrauben sind aus einer alten Onlinereparaturbroschüre von Farymann. Noch das Ventilspiel nachgestellt. Die Batterie wieder richtig voll aufgeladen und los mit dem Test. Mist das Ding will einfach nicht anspringen. Außer weißem Nebel kommt nichts aus dem Auspuff. Nun wird der Injektor wieder ausgebaut und geprüft. Die Spitze mit den Düsen sieht leicht korrodiert aus. Der Injektordruck ist eigentlich o.k. aber der Strahl wird nicht zerstäubt und der Injektor kann den Arbeitsdruck des Diesel am Spraytester nicht halten. Flugs wird ein neuer Injektor vom Boschexperten beschafft und eingebaut. Schon etwas mehr Nebel nach dem Zusammenbau während des nächsten Startversuchs, aber immer noch kein Start. Den Injektor habe ich dann nochmal aus dem Zylinderkopf ausgebaut und mit einem Kompressionsdruckmessgerät nachgemessen.Den Adapter, den man statt des Düseneinsatzes in die Bohrung des Zylinderkopfes einsetzt, mußte ich etwas nacharbeiten, bis er passte. Gerade mal 12-13 bar. So kann das ja nicht funktionieren! Also als nächstes etwas Öl in den Zylinder – Starten – geht immer noch nicht. Folglich kann es nun nur noch an den Ventilen liegen.
Ein neues Auslassventil liess sich im Internet finden und wird bestellt. Der Kopf muß nochmal ab und die Ventile habe ich dann mit besonderer Sorgfalt und anschließendem Dichtheitstest neu eingeschliffen. Tatsächlich gab es kleine Korrosionsmarken am Teller des alten Ventils, die mir beim ersten Ansehen durchgegangen sind, senkrecht zur Dichtfläche. Der Sitz selbst ist glücklicherweise noch in Ordnung. Nach dem Zusammenbau kam bei mir Erleichterung auf – 23bar! Und nach dem Entlüften wurde angelassen. Ein Wasserbecken für das Kühlwasser, den Wassersammler angeschlossen und – hey das Ding läuft.
Zu guter letzt war die Kühlwasserpumpe dann auch noch undicht. Die Simmerringe und die Lager für die edle Messingpumpe bekam ich nun endlich mal günstig für ein paar Euronen im Kugellagershop. Die zerkratzte Pumpenwelle ließ sich polieren. Ich spendierte noch einen neuen Impeller und fertig. Nach einer Stunde Probelauf mit Gartenschlauch und elektrischer Last bin ich zufrieden und sicher, das das Ding auch auf dem Boot funktionieren wird. Der Schallschutz wird jetzt noch mit neuem schallschluckenden und flammgehemmtem Schalldämmaterial ausgekleidet, die Schläuche und Kabel aus dem Gehäuse herausgeführt und so wird alles für die Reise verpackt.
Sehr teuer so ein Generator, aber im Vergleich bin ich wahrscheinlich noch gut weggekommen. Der Vorbesitzer hat das Ding wohl nach dem Ausbau nicht ausgespült – anders kann ich mir die Aussage, dass er bis zum Schluss lief, nicht erklären.
Der Generator kann nun über zwei 100A Ladegeräte die LiFePo Batterien aufladen und weiteren Strom fürs Kochen oder die Klimatisierung liefern. Er kann praktisch bis zu 4KW liefern.
Dieser Beitrag hat natürlich eine Fortsetzung, wenn zu Ostern der Einbau erfolgt ist. Link